Lernpartnerschaft: Kaufhof will Schüler für Handel begeistern
Dieser Beitrag ist abgelaufen: 25. Dezember 2005 00:00
Innenstadt. Mit Hilfe einer Lernpartnerschaft will die Galeria Kaufhof an der Hauptwache Falkschüler, die kurz vor ihrem Realschulabschluss stehen, zu eine Lehre im Einzelhandel animieren. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten der Geschäftsführer des Kaufhofs, Siegbert Gebhard, und Rektor Manfred Timpe gestern in Anwesenheit hochrangiger Vertreter aus Kultur und Bildung.
«Im vergangenen Jahr wurden bundesweit allein 20 Prozent aller abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse vorzeitig beendet», sagt Gebhard. Entweder weil sich die Ausbildung als zu schwierig erwiesen oder nicht dem Berufswunsch entsprochen habe. «Von solchen Verhältnissen hat keiner was - weder Lehrlinge noch Betrieb», betonte der Geschäftsführer. Deswegen und weil eine Ausbildung im Einzelhandel nicht an erster Stelle der Berufswünsche der Schüler in Deutschland steht, kooperiert das Kaufhaus bundesweit bereits mit Schulen.
Die Partnerschaft mit der Falkschule ist Nummer 35. Direktor und Lehrerschaft schauen der gemeinsamen Zukunft erwartungsvoll entgegen. «Die Falkschule ist ein Realschule im Gallusviertel», sagt der Rektor. Unter den 350 Schülern seien 28 Nationen vertreten. «Das Feld der Berufswahlvorbereitung hat einen besonders hohen Stellenwert», sagt Manfred Timpe. Für die meisten Schüler sei es wichtig, bereits vor der ersten wirklichen Bewerbung das Verfahren kennen zu lernen. «Wie schreibe ich eine Bewerbung? Was erwartet mich im Bewerbungsgespräch? Welche Aufgaben verbergen sich hinter der Berufsausbildung?» Auf diesem Gebiet sei die Schule ohnehin schon sehr aktiv. In der achten und der neunten Klasse absolvierten die Schüler Betriebspraktika, die sie im Fach Arbeitslehre vor- und nachbereiteten. Dazu gehört auch ein Computertraining, mit dem die Schüler auf das Bewerbungsschreiben vorbereitet werden. «Die Berufswahl nimmt in diesen beiden Stufen mindestens zwei Unterrichtsstunden pro Woche ein.» Schon seit zehn Jahren ist die Falkschule im Bereich Berufswahlentscheidung aktiv, und die Chancen der Schüler auf einen Ausbildungsplatz nach dem Realschulabschluss hätten sich deutlich verbessert. Leider nur in dem Rahmen, in dem der Arbeitsmarkt dies im Moment zulasse.
Bereits im November werden die Schüler der neunten Klassen ihr erstes Praktikum in der Geschäftsstelle an der Hauptwache absolvieren. Im Rahmen dieses Praktikums erhalten sie auch die Möglichkeit, probeweise Bewerbungsgespräche zu führen und anhand der Aufzeichnung dieser Gespräche ein Gespür für das eigenen Auftreten zu entwickeln.
Im Selbstverständnis des Kaufhofs, der im Jahr 1800 Auszubildende in seinen Geschäftsstellen betreut, gehören Lernpartnerschaft ebenso wie Ausbildung wesentlich zur gesellschaftlichen Verpflichtung des Unternehmens dazu. Die Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Regierungsdirektorin Rita Martin vom Kultusministerium begrüßen diese Haltung und hoffen auf Nachahmung. «Wenn sich Unternehmen weigern, auszubilden, rächt sich das», erklärte Jutta Ebeling. Auch unter schwierigen Bedingungen und Lücken in der Schulausbildung müssten Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Schüler bei der Bewältigung des Übergangs zwischen Schule und Arbeitsmarkt unterstützen. (kim)